Wenn über Digitalisierung und KI-basierte Technologien gesprochen wird, denken sicher die wenigsten an das Thema Abfallentsorgung. Dabei gibt es mittlerweile zukunftsweisende Ansätze, um die Lebensumgebung für Bürgerinnen und Bürger nachhaltig sauber und lebenswert zu halten. Johannes Schön, Geschäftsführer der REMONDIS Digital Services GmbH erzählt uns, wie solche smarten Lösungen aussehen und warum am Ende jeder einzelne von ihnen profitiert.
Johannes Schön
Geschäftsführer REMONDIS Digital Services GmbH
Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der digitalen Transformation in deutschen Kommunen in Bezug auf Abfallmanagement und Stadtbildpflege?
Wenn man sich im Vergleich andere Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft anschaut, dann stehen wir hier noch am Anfang. Es ist aber unumgänglich, sich mit diesem Thema zu befassen. Die gute Nachricht ist, dass es bereits zahleiche Lösungsansätze gibt und viele Agierende in der Abfallwirtschaft in den Startlöchern stehen.
Die größte Herausforderung ist es, die Mitarbeitenden in diesem Prozess mitzunehmen und sie zu motivieren, digitale Lösungen in ihren Arbeitsalltag zu integrieren und umzusetzen. Denn natürlich verändert das den Arbeitsalltag: Wenn Mitarbeiter jahrelang die gleiche Tour gefahren sind und der Algorithmus plötzlich eine andere Tour vorgibt, weil sie effizienter ist, dann muss dieser Prozess entsprechend begleitet werden, um die Akzeptanz für solche Systeme zu erhöhen. Und auch in den Kommunen muss gesetzesseitig für mehr Flexibilität gesorgt werden, damit digitale Systeme und Prozesse für eine Effizienzsteigerung eingesetzt werden können.
Können Sie konkrete Beispiele aus Ihrer Praxis nennen, wie digitale Lösungen zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung in der Abfallentsorgung beitragen?
Ein Beispiel ist die Müllentsorgung auf dem Wertstoffhof. Jeder kennt es: besonders samstags sind die Schlangen lang, da die wenigsten Menschen dafür Zeitfenster unter der Woche haben. Wir haben eine App-basierte Lösung entwickelt, über die man sich einfach ein Zeitfenster buchen kann, auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Über die App öffnet man dann auch das Tor, sodass man ganz bequem zum passenden Zeitpunkt die Abfälle entsorgen kann.
Ein anderes Beispiel sind Glascontainer: Hier setzen wir Sensoren ein, die den Füllstand erfassen. So können Bürgerinnen und Bürger direkt sehen, ob die Container noch Platz für Leergut bieten, oder ob es sinnvoller ist, direkt einen anderen Container anzufahren. Das ist auch für Kommunen ein Gewinn, da sie ihre Touren zur Leerung der Container sinnvoll planen können. In der Stadt können Leerungsintervalle verkürzt werden, wenn die Container sich schnell füllen, im ländlichen Bereich können sie gegebenenfalls gestreckt werden. Das spart Ressourcen, Zeit und damit Kosten.
Inwiefern tragen KI-basierte Techniken und datengesteuerte Ansätze zu einer nachhaltigeren und lebenswerteren städtischen Umgebung bei?
Wir haben eine Lösung geschaffen, die Fahrzeuge und Kehrmaschinen mit Kameras ausstattet, um ihnen einen zusätzlichen Nutzen zu geben. Denn diese fahren ohnehin in einem bestimmten Rhythmus das gesamte Straßennetz ab. Die Kameras erfassen KI-basiert Umgebungsdaten: so können z. B. Schlaglöcher, Müllansammlungen am Straßenrand oder verschmutzte Straßenschilder erkannt werden. Diese Informationen werden dann automatisch an die Disponent:innen übertragen, die dann wiederum ihre Mitarbeitenden losschicken können, um solche Probleme schnell und effektiv zu lösen.
Welche Strategien verfolgen Sie, um Bürgerinnen und Bürger zur aktiven Teilnahme an der Sauberhaltung ihrer Stadt zu motivieren?
Wir informieren städtische Betriebe und Entscheidungsträger auf politischer Ebene umfassend und möchten so ein Bewusstsein dafür schaffen, wie ressourcen- und kosteneffizient dafür gesorgt werden kann, den Lebensraum der Menschen sauber zu halten.
Indirekt trägt ja jede:r Bürger:in diese Kosten über Steuern mit, sodass natürlich auch die Aufklärung und Sensibilisierung, sowie Eigenverantwortung der Verbraucher für uns eine große Rolle spielt.
Auch das Thema Eigenverantwortung spielt eine große Rolle: Die weggeworfene Zigarettenkippe mag für den Einzelnen kein großes Ding sein. Wenn Menschen aber bewusst wird, dass das unzählige Male am Tag passiert und das zur Verschlechterung der Grundwasserqualität führt, ist man das nächste Mal hoffentlich bereit, den nächsten Mülleimer zu nutzen. Und für manch einen ist es auch wichtig zu wissen, dass Kontrollen stattfinden. Dann denkt man doch einmal mehr darüber nach, ob der eigene Müll jetzt wirklich unachtsam am Straßenrand entsorgt werden sollte.
Es liegt also im Interesse aller, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen: Um Kosten und Ressourcen zu sparen, eine lebenswerte Umgebung zu schaffen und unsere Umwelt nachhaltig zu schützen.
Womit wir Ihnen weiterhelfen
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