Skip to main content
Home » Transformation Mobilität » Auto der Zukunft » Ganz schön oberflächlich
Sponsored

Dr. Erhard Barho, Leiter der Abteilung funktionale Oberflächen, spricht im Interview über die zukünfitgen Oberflächen im Cockpit.

avatar

Dr. Erhard Barho

Leiter funktionale Oberflächen, Continental

Welche Anforderungen müssen Oberflächen von Cockpits in Fahrzeugen heute und in Zukunft erfüllen?

Ein Großteil dessen, was wir von Continental heute fürs Cockpit entwickeln, zielt darauf ab, dem Fahrer vollen Zugang zu seiner digitalen Lebenswelt zu geben und gleichzeitig die Ablenkung so gering wie möglich zu halten. Es geht also darum, flexible und intuitive Anzeige- und Bedienmöglichkeiten zu schaffen, um das Cockpit optisch nicht zu überfrachten. Oberflächen spielen künftig auch außerhalb des unmittelbaren Cockpitbereichs als Human-Machine-Interfaces eine wichtige Rolle. Sie werden ergonomisch optimiert und multifunktional sein.

Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie neue Arten von Oberflächen den Fahrer künftig unterstützen?

Wir werden Licht künftig noch stärker bei Oberflächen einsetzen. Transluzente Oberflächen lassen neben den klassischen Anzeigeflächen auch andere Bereiche im Cockpit zum Informationsgeber werden. Ziel – und gleichzeitig der Vorteil – ist die Schalterfreiheit. Was bleibt, ist eine homogene, ruhige Oberfläche, hinter der die Funktionen versteckt sind. Die Bedienung erfolgt direkt auf dem Material, hier sind sowohl visuelle als auch haptische Effekte möglich. Optische Warnsignale erscheinen dann auch in der Seitentür oder im Heck des Fahrzeugs.

Besonders effizient ist das, wenn die Innenraumkamera die Blickrichtung des Fahrers erfasst. So kann das Fahrzeug den Fahrer wirklich dort informieren, wo seine Aufmerksamkeit gerade liegt. Gerade beim automatisierten Fahren wird das zunehmend relevanter. Vor allem, wenn das Fahrzeug den Fahrer aus einer passiven Phase wieder zurück in die Fahrverantwortung holen muss. Im Sitzbereich wiederum sorgen atmungsaktive Oberflächen für eine passive Klimatisierung und sparen gleichzeitig Gewicht ein.

Sie beschreiben eine sehr sensible Technologie – worauf müssen Sie unter anderem bei diesen Innovationen achten?

Oberflächen sollten kratzunempfindlich und reinigungsfreundlich sein, gerade wenn wir von Touch-Displays sprechen. Sie sollten sich nicht stark aufheizen, um die dahinter liegende Technik zu schützen.

Welche Rolle spielen sie in Sachen Design?

Jenseits ihrer Funktion können Oberflächen mit Soft-Touch im Cockpit Kontraste zur digitalen Welt setzen. Sie nehmen die Gegenposition zu harten und kantigen, von Glas und Metall geprägten Displays ein. Sie schaffen mit sensitiven Materialien eine optisch attraktive und haptisch hochwertige Umgebung. Sie vermitteln Komfort, sorgen für Wohlfühl-Erlebnisse. Sie strahlen dabei aber gleichzeitig optisch Schlichtheit aus und beruhigen das Interieur, um nicht zusätzliche Reize zu setzen.

Am Ende wollen Sie die verwöhnten Verbraucher zufrieden stellen – worauf legen die besonders Wert?

Oberflächen müssen gut aussehen, sich gut anfassen und leicht zu reinigen sein. Außerdem müssen sie zur New Mobility und nicht zuletzt zum Lifestyle passen. Touch-Displays haben das Look-and-Feel eines Smartphone, die Materialien sind Glas und Metall. Das ist gelernt. Bei den Bezugsstoffen geht die Tendenz weg von Leder. Wenn sie von der Natur inspiriert sind, dann sind es dezente, feine, ruhige Narben.

Also nichts, was ablenkt. Möglich sind auch eher geometrisch-technische, abstrakte Designs, also Oberflächen, die sich von natürlichen Vorbildern emanzipieren und eine eigene Materialität darstellen. Die Tatsache, dass Leder auf dem Rückzug ist, hat sich zu dem Trend zugespitzt, dass es auch im Fahrzeug gerne „vegan“ sein darf. Dazu passt der Wunsch, möglichst nachhaltige Materialien einzusetzen, die sich durch Langlebigkeit auszeichnen.

Wird es künftig überhaupt noch haptische Bedienungen auf Oberflächen im Auto geben?

Ja, kurz- und mittelfristig. Der nächste Schritt ist nun ein Advanced Black Panel mit einem sensitiven Display hinter der Oberfläche. Oder dem Fahrer oder Insassen kommt ein Schalter mit haptischer Rückmeldung entgegen wie bei Morphing Controls, wo 3D-Bedienelemente erst bei Bedarf Gestalt annehmen.

Ein Schalter vermittelt eher das Gefühl, das Fahrzeug zu beherrschen, als eine Spracheingabe. Langfristig wird jedoch die Bedienung von Funktionen via Schalter und Oberflächen zurückgehen. Wenn es vermeidbar ist, werden heute schon Licht, Sprache, Gesten zur Bedienung im Automobilinnenraum eingesetzt und ersetzen konventionelle Schalter und bedienbare Oberflächen.

Next article