Der Informationsaustausch zwischen Krankenhäusern, Ärzten und Versicherungen wird stetig weiter ausgebaut. Die Fachhochschule Niederrhein hat auf die Nachfrage von Fachkräften reagiert. So wird seit dem Wintersemester 2011 an der Hochschule Niederrhein der Studiengang „eHealth“ angeboten.
Studienziel: Intelligente Vernetzung
„eHealth bedeutet in erster Linie, die Akteure im Gesundheitswesen mittels IT intelligent miteinander zu vernetzen. Das heißt, dass man Wissen zur Medizin, Wissen zum Patienten immer am richtigen Ort zur richtigen Zeit hat.
Und es muss für jeden einsehbar sein, der den Patienten behandelt“, erklärt Prof. Dr. Sylvia Thun, Studiengangleiterin des neuen Studiengangs. Im letzten Jahr wurde sie zur Professorin für Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) im Gesundheitswesen an die Hochschule Niederrhein berufen.
„In Hinblick darauf haben wir auch den Studiengang konzipiert, dass man nicht nur sagt, wir müssen IT verstehen und wir müssen Entwickler ausbilden, sondern wir wollen ein allumfassendes Bild auf das Gesundheitswesen liefern“, führt die Medizinerin und Diplom-Ingenieurin aus.
„Wichtig ist, dass die Studierenden erst einmal verstehen und wissen müssen, wie das Gesundheitswesen funktioniert. Denn erst so können sie anschließend IT adäquat für alle verschiedenen Beteiligten mitentwickeln.“
Interoperabilität
Seit gut zehn Jahren hat die IT in den Krankenhäusern und den Gesundheitseinrichtungen Einzug gehalten. Die entsprechenden Abteilungen werden immer größer und vor allem komplexer.
Daher ist ein Forschungsschwerpunkt der Hochschule, die Kompatibilität der unterschiedlichen Systeme zu verbessern. Denn wenn Daten und Informationen im Gesundheitswesen sicher übermittelt werden sollen, müssen die verschiedenen Systeme interoperabel zusammenarbeiten. Kurz: Ein nahtloser Informationsfluss und ein verlustfreier Informationsaustausch müssen möglich sein.
Die Schwerpunktsetzung auf technische Fächer unterscheidet daher den neuen Studiengang von dem bereits angebotenen Health Care Management der Hochschule Niederrhein.
Inhalte des Studienganges „eHealth“ sind neben den Grundlagenfächern wie Medizin, Physik, Programmierung und Datenbanken, Medizintechnik und telemedizinischen Anwendungen auch die Technik für ein selbstbestimmtes Leben (Ambient Assisted Living, AAL). Fächer wie Ethik und Datenschutz, Ökonomie und Politik im Gesundheitswesen sowie Betriebswirtschafts- und Managementlehre runden den Lehrplan ab.
Nicht nur für Männer
Noch sind in der eHealth-Landschaft Frauen unterrepräsentiert. Der Studiengang gibt aber ein anderes Bild wieder. „Im Moment sind für den Studiengang mehr Frauen als Männer eingeschrieben“, gibt Sylvia Thun Auskunft.
„Über das Interdisziplinäre sprechen wir auch junge Frauen an, und so können wir weibliche Nachwuchskräfte anbieten. Meines Erachtens fehlt der ehealth-Branche die weibliche Hand. Zur Zeit entwickeln wenige Männer IT-Lösungen für das gesamte Gesundheitswesen, die viel zu technisch sind. Viele Dinge sind jedoch nicht allein über die Technik zu lösen, sondern über Gespräche und soziale Kontakte. Und schließlich darf man nicht vergessen, dass im Gesundheitswesen weibliche Beschäftigte in der Mehrzahl sind.“
Gefragter Nachwuchs
Wer den Abschluss in der Tasche hat, blickt guten Beschäftigungsmöglichkeiten entgegen. „In erster Linie arbeiten die Absolventen im Gesundheitswesen, und hier ist der größte Anbieter das Krankenhaus. Arbeitsfelder bieten aber auch die Krankenkassen und die Medizinprodukte- oder Medizintechnikindustrie. Behörden bieten sich ebenfalls als Arbeitgeber an, wie zum Beispiel das Robert Koch Institut, welches umfangreiche Großprojekte durchführt, die alle IT-unterstützt sind. Wir bekommen jetzt schon Anfragen, wann unsere Studenten endlich fertig sind“, freut sich Prof. Thun, „sogar Anfragen aus Australien sind dabei.“