Alois Stefan Penninger ist Landwirt des Jahres 2018 in der Kategorie Manager.
Herr Penniger, Sie sind ja Preisträger des CeresAwards der Kategorie Manager –was unterscheidet Ihr „Fachgebiet“ am meisten von anderen Formen der Landwirtschaft?
Grundsätzlich ist jeder Landwirt in irgendeiner Weise Manager. Sei es der Ackerbau, mit Düngeplanung, Anbauplanung, Maschineneinteilung und so weiter, oder die Familie, die im Alltag natürlich nicht zu kurz kommen sollte. Unser Betrieb ist mit mehreren Standbeinen breit aufgestellt: von der klassischen Landwirtschaft bis hin zur Vermietung eines Seniorenwohnheims und Energieerzeugung mit einer PV-Freiflächenanlage. Diese Standbeine zu verwalten und die besten Synergieeffekte mit der Landwirtschaft zu erreichen, ist das, was unseren Betrieb besonders macht.
Die Vorteile sind, dass man sich finanziell besser absichern kann. Läuft es bei den Schweinen mal nicht so rund – die Sonne scheint trotzdem. Schwierig dabei ist, dass man sich in eine neue Sparte erst einarbeiten muss.
Was ist Ihre Philosophie?
Gemeinsam ist man stärker als allein. Ohne Freunde, Familie und Nachbarn, die alle helfen, wenn es drauf ankommt, würde vieles nicht gehen. Das und ein offenes Ohr für Neues machen unseren Betrieb aus. Mit der Ansicht „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ wird innovatives Wachstum schwierig für Betriebe sein.
Wie finanzieren Sie Ihren Hof? Welche Rolle spielt die Digitalisierung?
Wir versuchen, Investitionen, so gut es geht, selbst zu stemmen. Größere Bauvorhaben konnten nur mit Fremdkapital verwirklicht werden. Mit einem guten Konzept und planbaren Einkünften ist dies aber kein Grund, die Finger davon zu lassen. Digitalisierung wird die Zukunft der Landwirtschaft massiv beeinflussen. Solange aber kein flächendeckendes Mobilfunknetz gewährleistet ist, muss das Ganze erst noch wachsen. Gleich auf jedes Digitalisierungsangebot aufzuspringen, wäre aber noch etwas zu früh.
Wie und warum sind Sie Landwirt geworden?
Gleich nach dem Realschul-abschluss habe ich mit der landwirtschaftlichen Ausbildung begonnen. Den Betrieb meiner Eltern und Vorfahren zu übernehmen, ist gelebte Nachhaltigkeit. Es ist ein gutes Gefühl, dieses Erbe fortführen zu dürfen.
Mit welchen Hindernissen haben Sie regelmäßig zu tun und wie können diese am besten ausgeräumt werden?
Es wird sehr oft über die Landwirtschaft und über Landwirte geredet. Meist wird bei Berichten gerne entweder eine Pflanzenschutzspritze oder ein Güllefass gezeigt. Die Landwirtschaft ist so viel mehr und sie wird nur auf Themen reduziert, die anecken: Glyphosat, Nitrat, Tierhaltung, Luftverschmutzung. Dazu kommt, dass Halbwahrheiten publiziert werden und an den Hintergründen niemand interessiert ist. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen wieder mehr miteinander reden und weniger übereinander. Der Landwirtschaft sollte die Möglichkeit gegeben werden, Dinge öffentlich zu erklären.
Das Leben als Landwirt wird oft extrem stilisiert – hier als naturverbundener Traumberuf, in dem man sein eigener Chef ist und gutes Geld verdient; dort als organisierteTierquälerei, für die man auch noch 18 Stunden am Tag irgendwelchen absurden EU-Richtlinien hinterherarbeiten muss. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag wirklich aus?
Im Grunde eine Mischung aus beidem, ohne die Tierquälerei! Es ist nicht immer ein 18 Stunden-Tag, kommt aber öfters vor. Naturverbundener Traumberuf – auf alle Fälle. Das mit dem Gutes-Geld-Verdienen kommt drauf an. Gegen die Marktschwankungen ist man machtlos. Dann hat man allerdings die Wahl, sich noch mehr auf ein Standbein zu konzentrieren oder in ein zweites neues Standbein zu investieren. Meine Meinung ist jedoch, dass für den Aufwand und das Risiko Landwirte oft zu schlecht entlohnt und zu negativ dargestellt werden.
Worüber regt man sich als Landwirt am meisten auf?
Das Bild des „Bauer sucht Frau“-Typen“, der Gift verspritzt, Tiere quält und immer jammert, weil er zu wenig Geld hat. Kennen Sie den Witz mit den zu kleinen Gummistiefeln für den Sohn des Landwirts? Damit er schon früh genug das Jammern lernt.
Welche Rolle spielt das Konsumverhalten der Endverbraucher, Stichwort „Bio-Trend“, für Ihr Unternehmen?
Eigentlich eine sehr große Rolle. Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Leider folgen den Lippenbekenntnissen des Verbrauchers keine Taten. „Billig zieht am besten“ – das ist nicht meine persönliche Meinung sondern ein tiefes Bedauern! Unser Betrieb war lange auf der Suche nach einer alternativen Vermarktung für unsere Schweine mit Auslauf, Strohraufe, Dusche und mehr Platz pro Tier. Kein Interesse von Seiten der Vermarkter, das Geschäft läuft gut genug, kein Grund was zu ändern. Schade eigentlich. Der Verbraucher sagt zwar, dass er gern mehr Geld für mehr Tierwohl zahlen würde, nur leider bewahrheitet sich das an der Supermarktkasse nicht.
Wir Landwirte würden gern viele Sachen anpacken und auch ändern, wenn es aber keiner würdigt oder den Mehraufwand entschädigt, geht es aus ökonomischen Gründen einfach nicht.