An dem wiederkäuenden und pupsenden Rind in dem viel zu engen Stall, an das Verbraucher(innen) nicht so gerne denken, wenn sie es ein paar Monate später steril verpackt als Minutensteak aus dem Kühlregal ziehen, hängt ein Rattenschwanz an Problemen.
Bis es nämlich so weit ist mit dem Steak, braucht das Rind viel Futter. Das besteht zum Großteil aus Sojaschrot, angebaut auf einem planen Areal, das vor nicht allzu langer Zeit einmal Regenwald war. Jetzt stehen dort Monokulturen, so weit das Auge reicht. Die weltweite Sojaproduktion hat sich seit 1997 mehr als verdoppelt und allein in Brasilien in den letzten beiden Jahrzehnten mehr als vervierfacht. Aktuell wird ungefähr ein Drittel der zur Verfügung stehenden Landfläche auf dem Planeten für Tierfutter verwendet. Da wir aus 100 kcal, die wir an Tiere verfüttern, nur 17 bis 30 kcal als Fleisch zurückerhalten, handelt es sich um ein höchst ineffizientes Verfahren und es kommt die berechtigte Frage auf: Darf man das aus ethischer Perspektive eigentlich noch machen – angesichts der sich verschärfenden Dürreprobleme und Ernteausfälle, die in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen?
Das Drama hat zahlreiche Facetten: Viele Tiere stoßen viele Treibhausgase aus. Mit der Rodung eines der artenreichsten Ökosysteme der Welt gehen unzählige bisher unentdeckte Arten unwiderruflich verloren, viele weitere werden an den Rand ihrer Auslöschung getrieben, Menschen werden zwangs-umgesiedelt und ermordet, wenn sie Widerstand leisten. Der zunehmende Anbau genveränderter Futterpflanzen birgt ungewisse Risiken, der Antibiotikaeinsatz in der Fleischproduktion gilt aufgrund der Möglichkeit der Bildung von resistenten Keimen als tickende Zeitbombe. Damit nicht genug: Die zunehmende Vernichtung von Regenwald greift fundamental in das globale Klima ein. Die charakteristischen Regenwaldwolken sorgen nämlich normalerweise für feuchten Boden im Amazonas, wirken der Versteppung des Waldes entgegen und beeinflussen die Wolkenbildung, den Niederschlag und die Bildung von Eisschilden auf dem gesamten Planeten. Und dann kommen wir mit dem Streichholz.
Was also tun? Es gibt unterschiedliche Hebel – einer der effektivsten und am schnellsten umsetzbaren ist eine pflanzliche Ernährung. Sie beansprucht deutlich weniger Agrarfläche und Wasser und kann, im Gegensatz zum sich hartnäckig haltenden Irrtum, auf Soja aus dem Regenwald problemlos verzichten: Ersatzprodukte werden vor allem mit Soja aus der EU, u. a. aus Österreich und Deutschland, produziert. Bei gleichbleibendem Lebensstil kann eine vegane Ernährung den eigenen Ausstoß von Treibhausgasen um rund zwei Tonnen jährlich verringern. Das erlaubte Durchschnittsbudget, um klimaneutral zu leben, liegt bei unter einer Tonne pro Jahr. Deutsche Konsument(inn)en stoßen aktuell durchschnittlich elf Tonnen aus. Argumente genug, sich ernsthaft mit pflanzlicher Vielfalt auf dem Teller auseinanderzusetzen.
Sie möchten mehr über Jennifer Hauwehde erfahren?
Weitere Informationen finden Sie auf Ihrem Blog (mehralsgruenzeug.com) und auf Instagram via @mehralsgruenzeug