Im Gespräch erklärt Intakhab Khan, General Manager AAI, warum Simulation für die Entwicklung des autonomen Fahrens so wichtig ist, wie Unternehmen dafür Sensordaten clever nutzen und welche Vorteile die Virtual Reality dabei hat.
Intakhab Khan
General Manager AAI
Sie haben 2017 das Berliner Start-up AAI mit inzwischen 50 Mitarbeitern gegrün-det. Hinter den drei Buchstaben steckt Automotive Artificial Intelligence. Was bieten Sie an?
Wir haben eine Simulationssoftware für die Erprobung automatisiert fahrender Autos entwickelt. In einer detailgetreuen Nachbildung der Realität können Verkehrssituationen beliebig simuliert werden. Sie können es auch so formulieren: Bei uns machen autonome Fahrzeuge ihren Führerschein. Wir ermöglichen es ihnen, Fahrpraxis anzutrainieren, noch bevor sie in der Realität auf die Straße dürfen. Dafür legen sie bei uns unter realistisch simulierten Bedingungen Millionen von Testkilometern zurück, virtuell und in verschiedenen Regionen der Welt.
Welche Vorteile hat all das?
Ohne Simulation ist heute keine Autoentwicklung möglich. In der Realität würde es Jahre benötigen, ausreichend Testkilometer zu fahren. Mit skalierbaren Lösungen wie unserer Simulation können Entwicklungszeiten drastisch verkürzt werden. Solche Laborversuche unter realistischen, aber auch herausfordernden Bedingungen sind für die Autoindustrie unverzichtbar.
Auslegungsfehler der Fahrzeugsoftware können mit unserer Lösung zum Beispiel schnell erkannt werden und durch die Entwicklungsteams bei den Automobilherstellern und -zulieferern gezielt behoben werden. Die Verbesserung lässt sich anschließend mittels deterministischer Szenarien unter gleichen Bedingungen überprüfen. Das ist im richtigen Leben gar nicht möglich, da kleine Abweichungen des Versuchsaufbaus nicht exakt reproduzierbar sind.
Für non-deterministische Testszenarien ist ebenfalls die Durchführung virtueller Dauerläufe möglich. Unsere eigens dazu auf Basis von KI entwickelten Verkehrsteilnehmer reflektieren menschenähnliches Fahrverhalten mit individuellen Entscheidungsmechanismen für jeden Verkehrsteilnehmer.
Hilfreich ist auch unser „AAI Scenario Cloning“-Modul, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Es kann automatisch Sensormessungen von realen Testfahrten verarbeiten, um wichtige Vorkommnisse als deterministische Szenarien in der Simulation zu hinterlegen. Viele Unternehmen verfügen bereits über zahlreiche Daten aus realen, eigenen Straßentests. Wir helfen mit unserem Tool, diese Informationen für eine wiederholbare künftige Verwendung erst intelligent aufzubereiten und dann clever zu nutzen. Damit schließt sich der Kreislauf zwischen Realität und Simulation.
Wer gehört zu Ihren Kunden?
Heutzutage sind es vorwiegend namhafte Hersteller der Automobil- und Zulieferindustrie, die unsere Lösungen verwenden. Deren Stärke liegt traditionell in der Hardware und den Schnittstellen. Wir bieten mit der Simulation eine passgenaue Lösung, um die Softwareentwicklung zu beschleunigen. Starkes Interesse besteht auch bei Institutionen, die sich mit der Standardisierung von Testprotokollen und Zulassungsbedingungen für autonome Fahrzeuge beschäftigen.