„Lean & Green-Ansätze sind ein mächtiges Schwert zur Transformation der Wirtschaft.“ Daniel Reichert, Leiter des Lean & Green-Bereichs der T&O Group, einer Unternehmensberatung mit Sitz in Deutschland, Österreich und der Schweiz, erläutert im Interview, was diese Ansätze unverzichtbar macht, wie Unternehmen eine effektive Nachhaltigkeitsstrategie erfolgreich in ihrem Unternehmen implementieren können und wo er Chancen für die deutsche Wirtschaft sieht, in eine Vorreiterrolle zu gehen.
Daniel Reichert
Leiter des Lean & Green-Bereichs der T&O Group
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für den Erfolg von Unternehmen?
Nachhaltigkeitsstrategien und deren Umsetzung werden immer wichtiger. Zum einen wächst der öffentliche Druck, da Banken, Investoren und Mitarbeiter sensibilisiert sind; die Dringlichkeit, nachhaltiger zu werden, ist immer eindeutiger wahrnehmbar. Zum anderen wächst der regulatorische Druck. Unternehmen werden in die Pflicht genommen, die Wirksamkeit von Nachhaltigkeitsmaßnahmen nachzuweisen, von Kunden und Gesetzgebung.
Welche Rolle spielen regulatorische Anforderungen der EU?
Sie sind ein wichtiges Signal. Es geht nicht mehr nur um „nice to have“, sondern um Handlungsfähigkeit bis hin zur Betriebserlaubnis. Große Bedeutung hat z. B. die in diesem Jahr beschlossene CSRD. Fast alle Unternehmen, die mehr als 250 Mitarbeiter haben, sind demnächst verpflichtet, einen extern geprüften Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Das ist insbesondere für den Mittelstand eine Herausforderung – andererseits aber auch die Chance, sich von Mitbewerbern abzuheben und zum Treiber der Transformation zu werden.
Welchen Einfluss hat die deutsche Wirtschaft auf den globalen CO2-Ausstoß?
Es stimmt, dass andere Länder nach absoluten Emissionen weit mehr ausstoßen, aber der Einfluss deutscher Unternehmen bleibt durch unsere Lieferketten nicht an Ländergrenzen stehen. Das gilt für Material, das wir einkaufen, genauso wie für Produkte, die wir exportieren. Zudem sind deutsche Firmen nicht nur in Deutschland aktiv; VW beispielsweise hat 33 Werke in China. Allein dieser eine deutsche Konzern hat Schätzungen zufolge auf ca. zwei Prozent der weltweiten Emissionen Einfluss – vergleichbar mit den Emissionen von Gesamtdeutschland. Ich wünsche mir hier von der deutschen Wirtschaft mehr Mut und auch Gestaltungsanspruch – und dazu muss man noch nicht mal in Fragen der Klimagerechtigkeit eintauchen (die auch berechtigt sind).
Wie können deutsche Unternehmen mehr Einfluss nehmen?
Deutschland wird mit Ingenieurexpertise verknüpft, gerade im Green-Tech-Bereich gelten deutsche Unternehmen als Vorreiter und Treiber für Innovation. Das sollte ausgeweitet werden – nicht nur bei erneuerbaren Energien. Transformation muss in allen Branchen passieren, auch in denen, die noch wenig mit Umweltschutz zu tun haben. Gerade wenn deutsche Industrien aus Bereichen, die noch nicht „green“ sind, beweisen, dass sie sich wandeln können, wären das starke Signale. Deutsche Unternehmen können zeigen, dass Transformation möglich und wirksam ist. Gehen wir hier nicht in die Vorreiterrolle, werden es andere tun – wie man z. B. an den Diskussionen um das grüne Investitionsprogramm der US-Regierung sieht.
Wie können Unternehmen Nachhaltigkeit implementieren?
Leider sind Nachhaltigkeitsberichte und -strategien in vielen Unternehmen noch stark Marketing- und Compliance-getrieben – sie wirken nach außen. Nachhaltigkeitsstrategien, die nach innen wirken, mit den eigenen Kernprozessen verknüpft sind und auf die Stellhebel im Unterne#22d25fhmen eingehen, sind noch immer viel zu selten. Für Mitarbeiter ist meist nicht transparent, wie sie durch ihr Wirken im Unternehmen zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele beitragen können. Es gilt, Transparenz über die Stellhebel zu erreichen; hier tut sich auch gerade viel bzgl. Automatisierung und Digitalisierung. Mittlerweile ist es z. B. viel einfacher, CO2-Emissionen zu erfassen und sie Prozessen und Verantwortungsbereichen zuzuordnen.
Wer im Unternehmen sollte Nachhaltigkeit vorantreiben?
Es bedarf einer breiten Verankerung. In der Realität werden einzelne Personen oder Stabsstellen mit dem Thema betraut, diese sind aber abhängig von Entscheidungen anderer Abteilungen. Um z.B. eine Dekarbonisierung zu erreichen, muss man neue Produkte entwickeln, andere Lieferketten ausarbeiten, andere Prozesse gestalten und diese auch anders leben. Selbst wie Dienstreisen der Zukunft aussehen, gehört auf den Prüfstand und muss gemanagt werden. Es bedarf an vielen Stellen im Unternehmen Anpassungen. Die jeweiligen Bereiche haben hier die größte Kompetenz. Anpassungen in der Verantwortung von einzelnen Umwelt- oder Sustainability-Managern zu belassen, greift zu kurz.
Wie können ökologische Themen als Teil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses in Unternehmen vorangetrieben werden?
Hier bietet sich der Lean & GreenAnsatz an. In allen Unternehmen gibt es Veränderungs- und Verbesserungsprozesse. Idealerweise sind diese auch in Lean-Exzellenzsystemen beschrieben, geben Leitsätze vor und definieren Managementroutinen. Ziel von Lean & Green ist es, genau hier anzuknüpfen und das Thema Nachhaltigkeit zu integrieren. Man muss das Rad nicht neu erfinden, sondern kann bestehende Strukturen verwenden. Und dabei geht es nicht nur darum, durch effiziente Prozesse Ressourcen und Kosten zu sparen – vielmehr wird es so möglich, dass Unternehmen auch wirksamer auf Nachhaltigkeitsziele steuern können.
Worauf gilt es bei einer Lean & Green-Integration zu achten?
Im Zentrum steht, die Verantwortlichen und Kompetenzträger beider Welten zusammenzubringen und das Thema gemeinsam voranzutreiben. Dadurch lassen sich Synergien nutzen und man vermeidet, Parallelstrukturen aufzubauen. Leider sind allerdings die „Green“- und die „Lean“-Welten in vielen Unternehmen noch weit voneinander entfernt – in Sprache, Kennzahlen, Reporting-Strukturen. Mit unserem Lean & Green-Ansatz gelingt es, Brücken zu schlagen. Auch das Thema Lean profitiert. Das immer bedeutendere Nachhaltigkeitsthema bringt neue Motivation sowie Veränderungsund Investitionsbereitschaft mit sich. Wenn es gelingt, Lean als einen Ermöglicher und Beschleuniger der „Green Transformation“ zu gestalten, kann der Ansatz auch dem Thema Lean „neuen Wind in die Segel“ geben.
LEAN & GREEN-MANAGEMENT: NACHHALTIGKEIT WIRKSAM UMSETZEN
Versprechungen und konkreten Maßnahmen zum Trotz wurden noch nie so viele Emissionen ausgestoßen wie 2021. Auch Deutschland ist dabei, seine Klimaziele zu verfehlen. Über Lieferketten und Absatzmärkte haben deutsche Unternehmen auf weit mehr Emissionen Einfluss, als es die Länderstatistiken darstellen.
Nachhaltigkeitsbericht wird Pflicht
Durch die neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD werden die meisten Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten schon bald verpflichtet sein, detaillierte Informationen zu ihren Nachhaltigkeitsbemühungen zu veröffentlichen. Dies stellt vor allem für mittelständische Unternehmen eine Herausforderung dar. Beginnen Unternehmen jedoch früh genug mit der Umsetzung, kann CSRD eine große Chance für sie sein, den Wandel voranzutreiben und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Lean & Green: kosteneffizient und nachhaltig
Mit unserem Lean & Green-Ansatz unterstützen wir seit zwölf Jahren Unternehmen, wirksame Nachhaltigkeitsstrategien zu definieren und sie fest in ihrem Kerngeschäft zu verankern. Dabei verbinden wir Lean-Management strategisch, operativ und organisatorisch mit dem Thema Umweltschutz und Ressourceneffizienz. Auf diese Weise schaffen wir die Basis, ökologische Themen als Teil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses voranzutreiben. Dies ermöglicht nicht nur eine kosteneffiziente Umsetzung, sondern vermeidet auch den Aufbau von Parallelstrukturen.
Lean & Green ist Teil der T&O Group. Mit ihren Marken verbindet die T&O Unternehmensberatung Technik, Organisation und Prozesse in zahlreichen Branchen und Themengebieten.
Wie unser Lean & GreenAnsatz auch Ihnen helfen kann, Nachhaltigkeit als Geschäftschance zu nutzen, erfahren Sie hier: lean-and-green.de