Wer Einbrechern ein Schnippchen schlagen will, setzt ein paar Tipps um, über die wir mit Jens Fritsch, Kriminalhauptkommissar und Fachberater bei der Beratungsstelle Einbruchschutz beim LKA Berlin, gesprochen haben.
Jens Fritsch
Kriminalhauptkommissar und Fachberater bei der
Beratungsstelle Einbruchschutz beim LKA Berlin
Können Sie uns zu Beginn einen aktuellen Überblick über die Einbruchstatistiken in Deutschland geben?
Wenn wir über private Wohnraumeinbrüche reden, die der Polizei gemeldet werden, lagen die Zahlen bundesweit im Jahr 2006 bei rund 100.000 Einbrüchen. Sie stiegen 2015 auf den Höchststand von knapp 170.000. Seit 2015 gibt es jedoch wieder einen kontinuierlichen Rückgang runter auf unter 100.000.
Tatsächlich gibt es einen Anstieg von Einbrüchen in den Wintermonaten.
Kennen Sie die Gründe für diesen rapiden Rückgang?
Da gibt es ein ganzes Bündel. Es gab eine Gesetzesverschärfung und Einbrecher haben inzwischen ein größeres Risiko, dass der Richter sie mit Gefängnis bestraft. Das schreckt viele ab. Die Bundesregierung hat den Einbruchschutz massiv gefördert. Generell sind mehr Menschen bereit, sich darüber zu informieren und in Sicherheit zu investieren. Die Polizei berät bundesweit. Hier in Berlin arbeiten Staatsanwaltschaft und Polizei enger und mit mehr Manpower zusammen. Hinzu kommen neue Konzepte des Predictive Policing mit Vorhersage-Software, die Prognosen für wahrscheinliche Einbruchsorte gibt. Die Polizei hat außerdem mehr reisende Täter festgenommen. Für viele ist es inzwischen lukrativer, in anderen Ländern einzubrechen.
Es wird Herbst und der Winter steht vor der Tür. Steigt nun auch wieder die Häufigkeit an Einbrüchen?
Tatsächlich gibt es einen Anstieg von Einbrüchen in den Wintermonaten. In den dunklen Jahreszeiten werden Sie als Einbrecher nicht so schnell gesehen. Im Sommer befinden sich Menschen meistens draußen auf der Terrasse oder im Garten. Auch Nachbarn würden dann Verdächtige schneller bemerken. Einbrecher wollen niemanden antreffen und suchen deshalb leere Häuser, die nicht beleuchtet sind. Drei dunkle Häuser nebeneinander in einer Straße sind für die wie ein Sechser im Lotto. Denn dann sind sehr wahrscheinlich auch die Nachbarn nicht anwesend.
Welche Stellen am Haus oder der Wohnung sind besonders gefährdet?
Täter agieren ungern auf dem Präsentierteller. Ihre Angriffsfläche ist meistens die Rückseite des Hauses, also die Deckung. Die ist von Fußgängern, Autofahrern oder gegenüber wohnenden Nachbarn nicht zu sehen. Auch Terrassen haben meistens Sichtschutz. Gefährdeter sind Wohnungen im Erdgeschoss. Dort kommen die Täter vor allem durch Fenster oder über die Balkone. Manche Täter steigen aber auch vom Dach auf Balkone oder Dachterrassen.
Was würden Sie Verbrauchern raten, wenn sie sich selbst aktiv schützen möchten?
Unsere Empfehlung beruht auf drei Säulen. Bei der Technik gilt immer: Mechanik vor Elektronik. Sorgen Sie für einbruchssichere Türen und Fenster, fast alle lassen sich nachrüsten. Darüber sollte jeder verfügen. Zusatzschlösser und Verriegelungen sind oft elegant und effektiv. Ergänzen kann man elektronische Alarmanlagen. Besser sind Systeme, bei denen ein Notruf bei einer Sicherheitsfirma aufläuft. Bei Leuchten oder heulenden Sirenen, die nach ein paar Minuten stoppen, müssten Nachbarn aktiv werden. Der zweite Punkt ist das eigene Verhalten. Verschließen Sie bei Abwesenheit gekippte oder offene Fenster oder Türen. Dazu kommt drittens die Nachbarschaftshilfe, bei der man sich gegenseitig über Abwesenheit im Urlaub informiert, Briefkästen leert und lieber einmal mehr als zu wenig die Polizei ruft. Aufeinander abgestimmt, ist man mit diesen Maßnahmen sehr weit vorn und minimiert das Risiko. Die Quote der misslungenen Einbrüche steigt weiter auf über 40 Prozent an. Manchmal kann deshalb ein zusätzliches Schloss den Unterschied machen zwischen Drama und gescheitertem Einbruch.